Die obigen Worte lassen sich in vielerlei Weise kombinieren und zu Sätzen und Fragen zusammenfügen wie etwa:

  • Macht Politik sex(y)?
  • Sex macht Politik.
  • Politik macht Seximus.

Der Anlass, sich mit diesem Thema bzw. diesen Worten und Thesen zu beschäftigen, ist die „Debatte“, die gerade die Partei „Die Linke“ erfasst hat. Vorgestern trat die in Erfurt lebende Ko-Vorsitzende der Partei, Susanne Hennig-Wellsow (Jg. 1977), deshalb zurück. Insofern sei es erlaubt, wenn man sich in der Nachbarstadt Weimar ein paar Gedanken dazu macht. Dies soll nicht mit dem erhobenen Zeigefinger erfolgen, da aus hiesiger Sicht das Problem tiefgründiger ist und es wohl in jede Partei vorkommt bzw. vorkommen kann.

Zunächst sei einmal (positiv) festgestellt, dass Thüringen diesmal nicht im Zentrum des „Politikskandals“ steht. Susanne Hennig-Wellsow hat vielmehr einen ebenso überraschenden wie ehrenvollen Abgang hingelegt, indem sie die Versäumnisse bei der Erneuerung ihrer Partei anerkannte und angekündigte, sich nun verstärkt um ihren 8-jährigen Sohn kümmern zu wollen. Das Epizentrum des aktuellen Bebens in ihrer Partei, d.h. die Vorwürfe des Sexismus gegenüber Parteimitgliederinnen, ist vielmehr in Hessen zu verordnen, dem Landesverband der verbliebenen und nunmehr einzigen Parteivorsitzenden Janine Wissler (Jg. 1981).

Wissler hatte zusammen mit Hennig-Wellsow nur wenig Fortune bei der Führung ihrer Partei. Im Gegenteil ist die Phase ihrer Regentschaft mit einem zuvor kaum vorstellbaren Niedergang der Partei assoziiert. Bei der Bundestagswahl rutschte die Linke unter die 5%-Hürde und kam nur deshalb in den Bundestag, da 3 „Zugpferde“ es schafften, ein Direktmandat in ihren Wahlkreisen zu erzielen. Das waren

Danach ging die Wahl im Saarland deutlich verloren, nachdem Oskar Lafontaine in einem „Finale furioso“ erst am 16.03.2022 seine viel beachtete Abschiedsrede im Landtag hielt und einen Tag darauf seinen Austritt aus der Partei erklärte. Danach war für die Partei bei den Landtagswahlen am 27.03.2022 nichts mehr zu holen.

Dabei hatte sich Hennig-Wellsow zuvor für eine Versöhnung zwischen den „Kampfhähnen“ bzw. besser gesagt den (weiblichen) Kampf-Hyänen in der Partei eingesetzt und einen viel beachteten und gut besuchten, gemeinsamen Wahlkampfauftritt mit Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine zur Bundestagswahl in Weimar abgehalten. Doch das half alles nichts. Am Ende siegte die Kampfeslust und der Zerfleischungswille in der Partei, bei der es im Verborgenen, quasi unter der Decke, offenbar so manche Unappetitlichkeit gibt. Man fühlt sich anhand der nun aufgeworfenen Seximus-Debatte in dieser atheistisch ausgerichteten Partei fast schon an die Kindesmissbräuche in der katholischen Kirche erinnert. So schlimm wird es hoffentlich nicht werden. Doch ist bei dem S-Wort natürlich die Aufmerksamkeit groß. Den es gilt die alte Regel:

  • „Sex sells“
  • „scandal sells“

Mit gewissem Abstand mag man diese S-Worte ergänzen um die „K“-Worte:

  • „Corona sells“,
  • „Krieg sells“ und
  • „Kemmerich sells“ (zumindest früher).

Doch zurück zu dem aktuellen „Sexismus-Skandal“ in der Partei „Die Linken“. Diesbezüglich kann sich der Autor kein Urteil erlauben, er hat nicht einmal den Artikel im Spiegel gelesen, der die ganze Affäre ans Tageslicht bzw. in das „Scheinwerferlicht“ der Öffentlichkeit bugsiert hat. Doch darf man wohl mutmaßen, dass neben bzw. hinter den nun auftauchenden Vorwürfen ein politisches Ränkespiel stattfindet, das darauf abzielt, die Führungsstruktur der Partei zu verändern.

Zumindest ist erstaunlich, wie Jan Schiffer im Gespräch mit Friedbert Meurer heute im Deutschlandfunk ein „strukturelles Problem auf allen Ebenen“ sieht, auf die strafrechtliche Relevanz einzelner Vorgänge in seiner Partei hinweist (ohne diese konkret zu benennen), das K-Wort „Kinderpornographie“ in der Raum stellt und eine schonungslose Aufarbeitung aller Vorwürfe, einschließlich der Rolle von Janine Wissler in dieser Krise fordert. Schiffer ist Bundessprecher des Verbandes Linksjugend solid.

Nicht ganz abwegig ist sein Hinweis auf „strukturelle Probleme“ bzgl. des Phänomens des Seximus in politischen Parteien und der Möglichkeit eines diesbezüglichen Machtmissbrauches. Dabei handelt es sich aus hiesiger Sicht jedoch nicht allein um ein „strukturelles Problem“, sondern auch und vor allem ein menschlich-psychologisches. Denn es sammeln sich schon fast naturgemäß in der Politik Personen, die nach Aufmerksamkeit und Anerkennung sowie Macht und Einfluss streben. Das ist primär auch nicht verwerflich. Problematisch wird es allerdings dann, wenn damit die Hoffnung verbunden ist, dass man als Politiker (mit Macht) seine Anziehungskraft erhöht gemäss der These „Politik macht sexy“ und diese These dann in praktisches sexistisches Handeln gegenüber dem andere (oder eigenem) Geschlecht umsetzt.

Zudem belegen viele Beispiele, dass der Geschlechtstrieb/Sexus unzweifelhaft in der Lage ist, Politik zu beeinflussen. Auch gab/gibt es (parteiübergreifend) manche „Partei-Pärchen“ in der Politik wie etwa

Diese unvollständige Auflistung mag die Frage aufwerfen, ob im Bund der Ehe „verhaftete“ Politikerinnen und Politiker für ihre Parteien eine höhere Stabilität bedeuten als solche, die nicht ehelich gebunden sind. Zumindest haben sie einen gewissen „demokratischen Vorteil“, verfügen sie doch (bei Einigkeit untereinander) zumindest über eine Unterstützerin oder einen Unterstützer in ihrer eigenen Partei.

Der Satz „Politik macht Sexismus“ wäre eine ziemliche steile Hypothese, die sich wohl kaum belegen lässt. Es ist wohl eher die Macht, die mit einem politischen Amt verbunden ist, die die Gefahr von Sexismus in sich birgt. Der Autor vertritt eher die These „Politics is personal“ (Politik ist persönlich). Damit ist gemeint, dass Politik von Personen gemacht wird. Jede Entscheidung lässt sich einer Person oder einzelnen Personen zuordnen. Diese sind letztlich verantwortlich und zur Rechenschaft zu ziehen. Das gilt übrigens auch im Strafrecht, das nur eine persönliche Schuld und keine „strukturelle Schuld“ kennt.

Man darf gespannt sein, wie die Entwicklung bei „der Linken“ weitergeht. Eigentlich müsste aus hiesiger Sicht der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Jg. 1956) mehr Verantwortung in seiner Partei übernehmen, denn er ist einer der ganz wenigen, die sowohl exekutiv als auch bei Wahlen erfolgreich für seine Partei gewirkt haben. Die pure „Frauenpower“ hat bei den Linken zumindest bisher nicht funktioniert. Vielmehr durfte die erstaunte Öffentlichkeit „Frauenzoff“ zwischen Sahra Wagenknecht und Katja Kipping (Jg. 1978), der ehemaligen Bundesvorsitzenden und jetzigen Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, miterleben. Ein Frauenversteher wie Bodo wäre da wohl nicht das schlechteste Heilmittel. Aber da hat die „linke Jugend“ wohl auch ein Wörtchen mitzureden.