Und blieben häufig nicht allzu lange. 

Die Rede ist von den Verteidigungsministern der Bundesrepublik Deutschland.

Denn es waren insgesamt 20 Ministerinnen und Minister, die dieses Amt schon inne hatten. Dabei waren sie erst seit dem Jahr 1955 im Amt, d.h. 6 Amtsjahre weniger als die der Bundeskanzler, von denen die BRD bisher 9 aufweisen kann, i.e. Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt-Georg Kiesinger, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Angela Merkel, Olaf Scholz.

Der erste Bundesverteidigungsminister war Theodor Blank (1905-1972, CDU), der  sein Amt im Jahr Juni 1955 offiziell antrat. Er blieb nur ein Jahr im Amt, hatte jedoch wesentlich dessen Etablierung seit Mitte 1950 vorbereitet im Sinne des nach ihm benannten „Amt Blank“. Ihm folgte im Oktober 1956 mit Franz-Josef Strauß (1915-1988, CSU) ein Schwergewicht der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Er behielt den Posten knapp 6 1/2 Jahre bis zum Januar 1963, wurde dann jedoch durch die sogenannte Spiegel-Affäre aus dem Amt „gekegelt“.

Es ging bei der Affäre um den Vorwurf des Landesverrates, dem sich die Zeitschrift „Der Spiegel“ ausgesetzt sah. Persönlich war es eine Auseinandersetzung zwischen dem beruflich eher „linkslastigen“ Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein (1923-2002), der kurzzeitig FDP-Mitglied war, und seinem streng konservativen Kontrahenten Strauß. Dabei sei darauf hingewiesen, dass nicht nur Strauß als Soldat und Offizier an dem Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatte, sondern auch Rudolf Augstein, und dabei letzterer als Artillerie-Beobachter nicht nur zum Leutnant der Reserve befördert, sondern auch mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde. Schlussendlich obsiegte Augstein und mit ihm die Pressefreiheit in dieser Auseinandersetzung.

Der Nachfolger von Strauß, Kai-Uwe von Hassel (1913-1997, CDU), bleib knapp 4 Jahr im Amt (1963-1966). Er kam, ähnlich wie Annegret Kramp-Karrenbauer und Rudolf Scharping nach ihm, als ehemaliger Ministerpräsident (von Schleswig-Holstein) in sein Amt. Ob er nicht mehr wollte, durfte oder konnte, kann hier nicht nicht sicher beurteilt werden. Zumindest übernahm er später das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte und wurde danach noch Bundestagspräsident.

Ihm folgte im Dezember 1966 Dr. jur. Gerhard Schröder (1910-1989) von der CDU nach. Seine Amtszeit währte keine drei Jahre. Denn im Herbst 1969 gewann die SPD mit Willy Brandt (1913-1992) erstmals das Kanzleramt. Die Ministerposten übernahmen Personen von der SPD und FDP, eine rot-gelbe Koalition regierte erstmals das Land. Nächster Verteidigungsminister ab Oktober 1969 wurde Helmut Schmidt (1918-2015, SPD), der ab Dezember 1972 ins Finanzministerium wechselte, um schließlich im Mai 1974 das Bundeskanzleramt zu übernehmen.

Georg Leber (1920-2012) und Dr. jur. Hans Apel (1932-2011), beide von der SPD, hatten nach ihm das Amt des Verteidigungsministers inne, der eine ca. 5 1/2, der andere ca. 4 1/2 Jahre. Georg Leber war bei der Truppe sehr beliebt, seine Zeit war mit einem deutlichen Aufrüstungsschub des Bundeswehr verknüpft. Letztlich machte ihm ein Spionagefall zu schaffen, die Affäre Lutze, bei der die DDR einen Spitzel(ring) in die Bundeswehr eingeschleust hatte. Einer von ihnen war der Inoffizielle Mitarbeiter (IM) Lothar-Erwin Lutze (1940-2021).

Prägend für und geprägt durch das Amt war dann der CDU-Politiker Dr. jur. Manfred Wörner (1933-1994), der nach seiner Zeit als Bundesverteidigungsminister (1982-1988) noch 6 Jahre lang das Amt des NATO-Generalsekretärs bekleidete. Damit war er der bisher einzige Deutsche, der diesen Posten im westlichen Verteidigungsbündnis ausüben durfte/konnte. Er hatte sich offenbar mit Leib und Seele seiner Aufgabe verschrieben und dabei möglicherweise zu wenig Rücksicht auf seine eigene Gesundheit genommen. Zumindest erkrankte er an einem metastasierten Dickdarmkrebs, einer Erkrankung, die man mittlerweile durch Vorsorgeuntersuchungen zu verhindern sucht und die ihm leider viel zu früh das Leben kostete.

Nur ein weiterer CDU-Politiker, nämlich Volker Rühe (Jg. 1942, CDU) war noch über 6 Jahre im Amt (1992-1998). Die Minister vor ihm, i.e. Prof. Dr. jur.  Rupert Scholz (Jg. 1937, CDU) und Dr. Gerhard Stoltenberg (1921-2001, CDU) brachten es auf nicht einmal ein Jahr (Scholz) bzw. knapp 3 Jahre (Stoltenberg). Und auch nach ihnen ging es eher mit einer Drei-, Zwei- oder Ein-Jahres-Taktung im Amt weiter.

Rudolf Scharping (Jg. 1947. SPD), der Nachfolger von Volker Rühe, blieb noch einmal knapp 4 Jahre im Amt. Er begann es im Oktober 1998, und ging dann nach knapp 3 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes „baden“. Denn er ließ sich mit seiner damaligen Partnerin, Gräfin Pilati (von Thassul zu Daxberg, geb. Paul) im Swimming Pool auf Mallorca ablichten, was im politischen und journalistischen Deutschland schnell die Runde machte. Zuvor hatte er sich von seiner ersten Frau getrennt, mit der er drei Töchter hatte. Dieses „öffentliche Bad“ im Swimming Pool kann man als Sinnbild seines endgültiges „politischen Ersäufens“ bezeichnen. Bereits zuvor hatte er sich nicht gerade als politisches Schwergewicht erwiesen, denn im Jahr 1995 wurde er von Oskar Lafontaine (Jg. 1943) als SPD-Vorsitzender regelrecht abserviert. Aus der ursprünglichen Troika Schröder – Lafontaine – Scharping wurde so ein Duo, von dem nach dem Rücktritt Lafontaines im Jahr 1999 von allen Ämtern (Finanzminister, SPD-Vorsitzender, Bundestagsabgeordneter) am Ende nur noch Gerhard Schröder (Jg. 1944, SPD) übrig blieb.

Gerhard Schröder musste übrigens als Abkömmling des Kriegsjahrganges 1944 nicht bei der Bundeswehr dienen. Stattdessen rüttelte er als Mitglied der 68-iger Generation an dem Zaun des Bundeskanzleramtes in Bonn und soll gedacht (oder gerufen?)  haben „Ich will hier rein.“ Das wurde dann im Jahr 1998 Wirklichkeit, zuerst in Bonn und ab dem 2. Mai 2001 in Berlin, als das neue Bundeskanzleramt bezogen wurde. (Dieses ist mittlerweile schon zu klein ist und soll für viele Millionen Euro ausgebaut werden.)

Doch zurück zu den Verteidigungsministern. Auf Rudolf Scharping folgten Dr. jur. Peter Struck (1943-2012, SPD) und Dr. jur. Franz Josef Jung (Jg. 1949, CDU). Sie durften die Kürzungen im Verteidigungs-Budget verwalten. Mit deutlich mehr Verve tat das dann ihr Nachfolger Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg (Jg. 1971, CSU), denn der schaffte gleich die Wehrpflicht ab. In der Folge wurden so manche Kaserne aufgegeben und viele Grundstücke der Bundeswehr verkauft mit der Konsequenz, dass man eine Allgemeine Wehrpflicht gar nicht mehr so schnell wieder einführen könnte, wenn man es politisch denn überhaupt wollte.

Karl-Theodor zu Guttenberg durfte quasi im Auftrag der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel der Bevölkerung und der Bundeswehr den „Schneewittchen-Apfel“ servieren. Ihm wurde dann jedoch die Tatsache zum Verhängnis, dass er bei seiner Doktorarbeit erheblich geschummelt hatte, ein Umstand, den ihm Angela Merkel gerne verziehen hätte. Doch die Universitäten und die Wissenschaft wollten da nicht so nachsichtig sein. So war zuerst der Doktortitel futsch und dann auch den Postendes Bundesverteidigungsministers, nach nicht einmal 1 1/2 Jahren war er sein Amt im März 2011 wieder los.

Bei zu Guttenberg wurde schnell deutlich, dass er sich eigentlich zu höherem berufen fühlte als „nur“ der Leitung des Bundesverteidigungsministeriums. Er hat sich mittlerweile einen neuen Doktortitel an einer US-amerikanischen Hochschule (redlich)  erarbeitet (u.a. der Autor dieses Blogs hat ihm in einer unbeantwortet gebliebenen email dazu geraten), sein Verhältnis zur „deutschen Akademie“ ist aber offenbar weiterhin gestört.

Als ebenfalls nicht vorteilhaft für ihn erwies sich zudem seine Tätigkeit als Berater für die Firma Spitzberg Partners, die in Washington und New York ansässig ist. Denn dieses Beratungsunternehmen beriet das Unternehmen WireCard und vermutlich betrieb zu Guttenberg persönlich Lobbying für das ehemalige DAX.-Unternehmen, indem er im Frühjahr 2019 bei Bundeskanzlerin Merkel vorsprach. Diese brach kurze Zeit später zu einer Chinareise auf, wo sie sich bei den Chinesen für das DAX-Unternehmen stark machte. Wie sich die Sache mit WireCard dann entwickelte, ist allgemein bekannt. Zu Guttenberg musste in dem Zusammenhang mittlerweile dem WireCard-Untersuchungsausschuss des Bundestags Rede und Antwort stehen.

Seiner (weiteren) politischen Karriere dürfte all diese Vorgänge nicht sehr zuträglich sein. Politisches Geschick kann man ihm wohl nicht absprechen, aber schon das notwendige Gespür für die Einschätzung der Risiko- und Gefahrenlage und damit etwas, was im Krisen/Kriegs-Zustand zwingend erforderlich ist. Die Zukunft wird zeigen, ob ihm zukünftig die Rückkehr in die Politik gelingen wird. Persönlich wäre es ihm zwar zu wünschen, doch politisch hat er schon einen gewissen Scherbenhaufen angerichtet, der von der Bevölkerung und den Medien so schnell nicht vergessen werden dürfte.

Sein Nachfolger, Dr. jur. Thomas de Maizière (Jg. 1954, CDU), blieb zwar nur gut 2 1/2 Jahre Chef im Verteidigungsministerium. Doch als Sohn des vierten Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Ulrich de Maizière (1912-2006), und als Abkömmling einer alten Hugenotten-Familie aus Metz, die bereits mehrere Offiziere in ihren Reihen hatte, zeigte er eine ehrlichere Affinität zur Bundeswehr als sein Vorgänger. Möglicherweise war selbst Angela Merkel die Bindung zur Truppe von Thomas de Maizière zu eng. Zumindest versetzte sie ihn von 2013-2018 zurück ins Bundesinnenministerium, wo er bereits von 2009- bis 2011 gedient hatte.

Eine wirkliche Novizin war dann seine Nachfolgerin,  Dr. med. Ursula von der Leyen (Jg. 1958). Denn sie war die erste Frau im Amt und hatte (naturgemäß) weder gedient noch konnte sie sonst irgendeine engere Bindung zur Truppe vorweisen. Als promovierte Medizinerin verfügte sie aber über die Kompetenz, der Bundeswehr die geeigneten „Medikamente“ zu verabreichen und diese stammten eher aus der Wirtschaft denn dem militärischem Vokabular. (Vor ihrem Medizinstudium soll sie laut ihres Wikipedia-Eintrags unter dem Pseudonym „Rose Ladson“ eine Zeitlang an der London School of Economics and Political Sciences verbracht haben.)

Nun mit ihr und ihrer Staatssekretärin, der Unternehmensberaterin Katrin Suder – diese hat zuvor viele Jahr bei der Beratungsfirma McKinsey gearbeitet und dessen Berliner Büro geleitet -, begann der Versuch einer Reform der Bundeswehr, die man unter die Überschrift stellen könnte „Professionalisierung durch Ökonomisierung“. In der Praxis hieß dies für die Bundeswehr eher „Führung mittels (teurer) Beraterstäbe“ als „Innere Führung“ oder Führen durch Vorbildfunktion. Alles sollte auf den Prüfstand und besser werden.

Das Fiasko um die Beschaffung und spätere „Ausmusterung“ des Sturmgewehrs G36 zeigte jedoch, dass man auch mit teureren Beraterstäben so einiges falsch machen kann. Sie trug von der Leyen den Spottnamen „Flinten-Uschi“ ein, den vor allem der Moderator der ZDF-Heute-Show, Oliver Welke (Jg. 1966), propagierte. Die Amtsdauer des Duos von der Leyen/Suder dauerte immerhin 5 1/2 Jahre, vom Dezember 2013 bis zum Juli 2019. Danach entfleuchte Ursula von der Leyen nach Brüssel, um dort mittlerweile die Klimatransformation in Form des „European Green Deals“ auszurufen. Frau Dr. von der Leyen ist aktuell zweifelsfrei die prominenteste aktive deutsche Politikerin auf dem internationalem Parkett.

In Bezug auf das Bundesverteidigungsministerium hatte sie insofern Maßstäbe gesetzt, als dass danach feststand: Bundesminister der Verteidigung – Das kann und darf nur noch eine Frau sein.  So kam nach ihr Annegret Kramp-Karrenbauer (Jg. 1962) in das Amt. Sie führte es ernsthaft und engagiert. Ihr zu verdanken ist es, dass seitdem Bundeswehr-Soldatinnen und -Soldaten gratis im ICE zum Dienst bzw. am Wochenende zu ihren Familien fahren dürfen. Dabei sind sie dazu verpflichtet, ihre Uniform zu tragen. Dies hat wesentlich zu einer stärkeren Sichtbarkeit der Bundeswehr in der deutschen Öffentlichkeit geführt und wird hoffentlich der Erkenntnis Vorschub leisten, dass die deutsche Bevölkerung eine positive Wahrnehmung und Wertschätzung der Soldatinnen und Soldaten entwickeln sollte.

Bei einem Großteil der aktiven Politikerinnen und Politikern gibt es eine solche Wertschätzung nicht bzw. diese ist stark unterentwickelt. Insofern ist es wenig verwunderlich, wenn auch die Bevölkerung „seiner Armee“ gegenüber eine indifferente und nicht selten ablehnende Haltung einnimmt. Erinnert sei an die Zeiten in den 80-iger Jahren, als die Gelöbnisse der Bundeswehr-Soldaten massiv gestört wurden, was dazu führte, dass sie in dieser Zeit vornehmlich innerhalb der Kasernen und nicht mehr im öffentlichen Raum stattfanden.

Annegret Kramp-Karrenbauer ist letztlich an dem Machtkampf innerhalb der CDU um den Parteivorsitz gescheitert. In dem Kontext verzieh man ihr nicht einen Karnevalsauftritt im Jahr 2019 als Putzfrau Gretel. Es gab ein paar Männer in der CDU, die offenbar der Meinung waren, dass es langsam genug sein mit der „Frauen-Power“ in CDU. Annegret Kramp-Karrenbauer wurde als Parteivorsitzende entsorgt und zog sich kurz vor der letzten Bundestagswahl gänzlich von ihren Ämtern und aus der Politik zurück.

Als Parteivorsitzende folgten ihr zunächst Armin Laschet (Jg. 1961) und dann Friedrich Merz (Jg. 1955) nach. Letztere sägte ordentlich mit an dem Stuhl von Christine Lambrecht (Jg. 1965), ihrer Nachfolgerin im Amt der Verteidigungsministerin. Deren Amtszeit endete recht sang- und klanglos in dieser Woche. Und als dritte Bundesverteidigungsministerin im Amt wird sie wohl erst einmal die letzte Frau dort gewesen sein. Denn das Diktum „Es muss eine Frau sein“ wurde trotz der proklamierten Parität im Kabinett von Olaf Scholz beerdigt. Jetzt darf und muss es Boris Pistorius (Jg.  1960) richten. Ihm sei hiermit nochmals viel Erfolg gewünscht bei seiner neuen Arbeit, der vorherige Blog hatte die Vorgeschichte des Amtswechsel ja schon vorgestellt.

Die entscheidende Wahrheit bezüglich des Zusammenspiels zwischen Politik und Verteidigungsministerium ist in dem letztem Bild zu diesem Blog dargestellt. Es zeigt die Entwicklung des Verteidigungsetats im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte. Daran ist absehbar, dass er fast kontinuierlich kleiner wurde. Speziell in der Zeit nach der Wiedervereinigung kam zu einer zunehmenden Reduktion des Etats. (Dieser ist dargestellt in Prozent im Bezug zum Bruttoinlandsprodukt.) Nach dem Fall der Mauer wurde eine sogenannte „Friedensdividende“ eingepreist. Ein Krieg in Europa wurde als unwahrscheinlich eingestuft, man meinte also, den Verteidigungsetat (weiter) kürzen zu können und das tat man auch.

Gleichzeitig versuchte die Politik diese Maßnahme natürlich zu verschleiern. Man attestierte der Bundeswehr gerne Ineffektivität und forderte mehr Effizienz. Die schlichte Wahrheit war hingegen, dass die Bundeswehr systematisch kaputt gespart wurde. Kein Kanzler nach der Wende war offenbar von der Notwendigkeit einer suffizienten Landesverteidigung überzeugt. Bei Helmut Kohl, dem Kanzler der Wiedervereinigung, mag man das sogar noch verstehen, hatte der Westen mit dem Fall der Mauer und der Auflösung der Sowjetunion doch ideologisch obsiegt, und das Ganze mit Unterstützung von Michail Gorbatschow (1931-2022) und Boris Jelzin (1931-2007). Da wollte man nachvollziehbarerweise nicht mit einer Erhöhung des Verteidigungsetats die Russische Föderation reizen.

Doch mittlerweile regiert  Waldimir Putin im Kreml und versucht, dass Rad der Geschichte wieder zurückzudrehen. Er hat im Februar letzten Jahres seine Truppen in die Ukraine einmarschieren lassen und damit neuerlich einen Krieg auf europäischem Boden entfacht. Damit kommt es de facto nicht nur zu einer Neuauflage der ideologischen Machtkonstellation nach dem 2. Weltkrieg (Demokratie versus (post )kommunistische/stalinistische Diktatur, sondern schlimmer noch, der „Kalte Krieg“ wurde von ihm zu einem wahrhaftigen, „heißen“ Krieg entfacht. Er selbst versucht dieser Feststellung zwar mit seiner Terminologie („militärische Spezialoperation“, kein Krieg) zu entgehen. Doch dass dies international anders gesehen wird, zeigen die Voten bei den Vereinten Nationen. Die allermeisten Länder interpretieren sein Vorgehen als einen (Angriffs-) Krieg und nichts anders.

Die militärische Konstellation von Nachkriegs-Europa hat sich seit dem 24. Februar 2022 verändert. Deutschland und Europa müssen sich verteidigen und die Bundeswehr muss wieder schnell fit gemacht werden. Das alles hätte im Grunde schon längst geschehen müssen, war Deutschland doch in den letzten Jahren bereits in vielen Ländern militärisch aktiv und in Kriegsgeschehnisse involviert. Erwähnt seien beispielhaft die Bundeswehreinsätze im Kosovo, Afghanistan und Mali.

Doch beschränken sich die Auslandseinsätze des Bundeswehr keinesfalls nur auf diese Regionen wie eine nähere Betrachtung ergibt. Zudem ist Deutschland auch in der NATO zunehmend gefordert. Dass all diese Aufgaben bei einem sinkenden Verteidigungsbudget nicht geschultert werden können, ist eigentlich logisch, wurde von der Politik jedoch Jahre- und Jahrzehntelang ignoriert. Diese Ignoranz der Politik muss man geißeln und anprangern, denn letztlich ist sie geeignet, Menschenleben zu gefährden und die Angehörigen der Truppe  durch eine ungenügende Absicherung und Ausstattung zu opfern. Die Politik ist aus hiesiger Sicht über lange Zeit nicht ihrer Sorgfaltspflicht gegenüber den deutschen Soldatinnen und Soldaten nachgekommen.

Auch mag aus dem oben Gesagten hervorgehen, dass die eigentliche Verteidigungspolitik unseres Landes in den letzten Jahren nicht im Verteidigungsministerium, sondern im Kanzleramt entschieden wurde. Der Bundeskanzler/die Bundeskanzlerin waren und sind verantwortlich für die Ausstattung und Schlagkräftigkeit der Bundeswehr. Und da hat Bundeskanzler Olaf Scholz zwar vollmundig eine „Zeitenwende“ proklamiert und finanziell seinen „Doppelwumms“ angepriesen. Doch ist seitdem nur wenig passiert.

Er selbst hat bisher keine engere Beziehung zur Bundeswehr entwickelt. Wie soll er auch, hat er doch Zivildienst geleistet. Insofern wird der neue Minister Boris Pistorius wohl nicht nur nach innen in das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr hinein wirken und neues Vertrauen aufbauen müssen. Nein, er wird auch seinen Vorgesetzten im Kanzleramt von der Notwendigkeit überzeugen müssen, hier persönlich mehr Engagement und Energie aufzubringen. Olaf Scholz hat offenbar die Bundeswehr bisher primär als „politische Verfügungsmasse“ und unter finanziellen und auslandspolitischen Gesichtspunkten betrachtet, aber nicht als ein elementares machtpolitische Instrument, das unverzichtbar ist, um die Existenz und Sicherheit Deutschlands zu gewährleisten.

Dem Verteidigungsministerium und der Bundeswehr sei an dieser Stelle gewünscht, dass ihr neuer Chef Boris Pistorius seine neue Aufgabe nicht nur als Amt, sondern als Mission begreift. Denn nichts wäre für die Umsetzung der von Olaf Scholz ausgerufenen Zeitenwende misslicher, als wenn der neue Amtsinhaber ein ähnliches Verfallsdatum aufweisen würde wie viele seiner VorgängerInnen. Die Umsetzung der Neuaufstellung der Bundeswehr verlangt nicht nur viel Geld, sondern ebenso viel Einsatz und eine gute Führung. Olaf Scholz hat eine solche im Bundestagswahlkampf versprochen. Nun sollte er gegenüber der Bundeswehr und der Bevölkerung Wort halten. Bei einem Austausch des Führungspersonals im Bundesverteidigungsministerium in einem 1-, 2- oder 3-Jahrestakt ist dieses Ziel nicht zu erreichen.

Bildquellen:

Theodor Blank: Urheber: Bundeswehr, Link und Lizenz siehe hier.
Franz-Josef Strauß: Urheber Robert Ward, Link und Lizenz siehe hier.
Kai-Uwe von Hassel, Urheber Bundeswehr, Link und Lizenz siehe hier.
Dr. jur, Gerhard Schröder. Urheber/Quelle Bundesarchiv,  Link und Lizenz siehe hier
Helmut Schmidt, Urheber Reinhard Kraasch, Link und Lizenz siehe hier
Georg Leber; Quelle Flickr, Link und Lizenz siehe hier
Dr. jur. Hans Apel, Urheber: Bundeswehr, Link und Lizenz siehe hier
Dr. jur. Manfred Wörner. Urheber Bundeswehr, Link und Lizenz siehe hier
Prof. Dr. jur. Rupert Scholz, Urheber Engelbert Reineke, Link und Lizenz siehe hier
Dr. Gerhard Stoltenberg, Urheber/Quelle Bundeswehr, Link und Lizenz siehe hier
Volker Rühe, Urheber Robert D. Ward, Link und Lizenz siehe hier
Rudolf Scharping, Urheber Bundeswehr, Link und Lizenz siehe hier
Dr. jur. Peter Struck, Urheber Bundeswehr, Link und Lizenz siehe hier
Dr. jur. Franz Josef Jung, Urheber Foto-AG Gymnasium Melle, Link und Lizenz siehe hier
Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, Urheber unbekannt, Link und Lizenz siehe hier
Dr. jur. Thomas de Maizière, Urheber Sandro Halank, Link und Lizenz siehe hier
Dr. med. Ursula von der Leyen, Urheber Lukasz Kobus, Link und Lizenz siehe hier
Annegret Kramp-Karrenbauer, Urheber Dr. Frauke Gerlach?, Link und Lizenz siehe hier
Christine Lambrecht, Urheber US Secretary of Defense, Link und Lizenz siehe hier
Boris Pistorius, Urheber Daniel Biskup, Link und Lizenz siehe hier
Aufstellung der Verteidigungsetats der BRD von 1953-2021 in % und in Bezug zum BIP: Quelle SIPRI, Link siehe hier