Und in einer Woche ist noch einmal Ostern.

Oder: Über Gregor und Julius und ihre Kalender

Heute feiern das katholische und reformierte Christentum das Osterfest. Doch in einer Woche ist noch einmal Ostern. Dann feiern nämlich die orthodoxen Christen ihr Osterfest, es ist in diesem Jahr auf den 24.. April 2022 terminiert.

Es wurde  in den letzten Tagen darüber spekuliert, dass es zu Ostern eine russische Offensive geben würde zur Eroberung der Gebiete in der Ost-Ukraine. Dabei gingen die meisten wohl davon aus, dass es sich um das Osterfest der  westlichen Hemisphäre handeln würde. Doch dem scheint nicht so zu sein. Und wenn man sich einmal in die Lage von Wladimir Putin versetzt, macht das auch keinen Sinn. Denn er hat ja nicht primär die Ablenkung der Westlichen Ländern durch das Osterfest im Blick, sondern wohl eher die Russische Bevölkerung. Und die feiert Ostern wie gesagt erst in einer Woche.

Es gibt aber auch einen anderen Grund für Putin, erst frühestens am russischen Ostermontag, dem 25. April loszuschlagen. Denn dann ist die Präsidentschaftswahl in Frankreich vorbei. Wenn er zuvor angreifen ließe, würde dies tendenziell die Wahlaussichten von Marine Le Pen (Jg. 1968)  von der rechtsextremen Partei Rassemblement National (dem ehemaligen Front National) verschlechtern. Diese Partei hatte er in der Vergangenheit schon großzügig mit Geldern für den Wahlkampf und andere Dinge unterstützt. In jedem Fall bestehen offenbar (enge) Kontakte zwischen Le Pen und Putin. Marine Le Pen hatte in ihrem Wahlkampf das Thema Russland und die Ukraine deshalb nicht thematisiert, sondern sich eher dem Problem des Geldverlustes der kleinen Leute durch die Inflation zugewandt.

Wenn die obigen Überlegungen zutreffen, blieben den Ukrainern (und dem Westen) noch eine Woche Zeit, sich auf den Angriff vorzubereiten. Auch würde es dokumentieren, wie kaltblütig, strategisch und berechnend der Machthaber im Kreml sein Vorgehen plant. Dagegen hilft aus hiesiger Sicht nur ein ebenso gezieltes, durchdachtes und geeintes Vorgehen der westlichen Länder.

Der Autor wünscht an dieser Stelle allen Menschen, ein friedvolles und frohes Osterfest, egal ob nach orthodoxer oder katholischer Berechnung, mit allem, was dazu gehört. Krieg, Tod und Zerstörung sollten keine Bestandteile davon sein.

PS: Es sei noch ein Hinweis zu der Berechnung des Osterfesttermins im Christentum erlaubt. Ostern findet statt am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. Dabei richtet sich die Festlegung des Frühlingsanfang nach dem gregorianischen bzw. julianischen Kalender. Durch Einführung des Gregorianischen Kalender durch Papst Gregor XIII. (1502-1585, Papst von 1572-1585) im Jahr 1582 wurden die kalendarischen Jahreszeiten an die astronomischen Jahresphasen angepasst, indem 10 Tage des Jahres im Oktober gestrichen wurden: ,Auf Donnerstag, dem 04.10.1582, folgte Freitag, der 15.10.1582. Dagegen hielt die christlich-orthodoxe Kirche an dem julianischen Kalender fest. (Auch die reformierte Kirche hatte sich zunächst gegen die Einführung des Gregorianischen Kalenders gewandt, da er von der katholische Kirche kam, die man ja ablehnte.)

Der julianische Kalender wies im Jahr 1582 bereits eine astronomische Diskrepanz von 10 Tagen zu dem Jahr 45 v.Chr, auf, als Gaius Julius Caesar (100-44 v.Chr.) den Kalender einführte. (Nach ihm und seinem Nachfolger Kaiser Augustus (63 v.Chr.-14 n.Chr.) sind die entsprechenden Sommermonate benannt.) Durch die Festlegung, dass alle vier Jahre ein Schaltjahr sei, ergab sich eine mittlere Jahreslänge von 365,25 Tagen. Die astronomische Jahreslänge beträgt aber nur  365,2422 Tagen. Um diese Diskrepanz auszugleichen, hatte man im Gregorianischen Kalender festgelegt, dass in etwa alle Tausend Jahr, ein Schaltjahr mit 366 Tagen wegfällt. Das war in den Jahren 1700, 1800 und 1900 der Fall und wird so wieder sein in den Jahren 2100, 2200, 2300 sowie 2500, 2600 und 2700.

In der christlich-orthodoxen Kirche gilt wie gesagt noch der julianische Kalender, der dafür sorgt, dass das orthodoxe Osterfest irgendwann im Sommer stattfinden wird, sollte es nicht zu einer Übernahme des Gregorianischen Kalenders durch die Orthodoxe Kirche kommen. Es ist zu hoffen, dass das irgendwann der Fall sein wird, Denn zu guter Letzt zählen die Naturgesetze mehr als irgendeine Kirchenkonvention. Oder um das Thema auf eine politische Dimension zu heben:  Putin und die orthodoxe Kirche sind schon heute von gestern. Sie agieren nach Maßstäben, die die Naturgesetze ignorieren. So werden sie auf Dauer nicht überleben.