Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Norwegen wird in diesem September ein neues Parlament gewählt, der sogenannte „Storting“, was so viel wie „Großes Ting/Großversammlung“ bedeutet. Die Entscheidung steht bereits am 12.09.2021 an. Dort sind aktuell 9 Parteien im Parlament vertreten. Diese sind
Sozialisten/Arbeiterpartei („Arbeiderpartiet“): 49 Sitze
Konservative („Høyre“ = Rechts): 45 Sitze
Fortschrittspartei („Fremdskrittspartiet„): 27 Sitze
Zentrumspartei („Senterpartiet„): 19 Sitze
Sozialistische Linkspartei („Sosialistisk Venstreparti„): 11 Sitze
Christliche Volkspartei („Kristelig Folkeparti“): 9 Sitze
Liberale Partei („Venstre„=Links); 9 Sitze
Umwelt-Partei die Grünen („Miljøpartiet De Grønne„): 1 Sitz
Marxisten („Rødt“ = Rot): 1 Sitz
Auf Landesebene gilt eine 4%-Hürde. Die meisten der insgesamt 169 Sitze (ca. 90%) werden jedoch über Wahlkreise vergeben. Hat eine Partei innerhalb eines Wahlkreis genügend Stimmen (ca. 10%), kann sie auch dann einen Sitz im Storting erringen, wenn sie bezogen auf den Landesdurchschnitt unter 4% der Stimmen erreicht hat. Dies ist der Grund, weshalb es zwei Parteien gibt, die nur mit einer Stimme im Storting repräsentiert sind.
Aktuell besteht ein Minderheitsregierung aus Konservativen, Fortschrittspartei, christlicher Volkspartei und Liberalen, die von der Ministerpräsidentin Erna Solberg angeführt wird. Sie hatte das Amt im Jahr 2013 von Jens Stoltenberg übernommen, dem damaligen Vorsitzenden der Arbeiterpartei und jetzigem NATO-Generalsekretär. Es kann durchaus sein, dass nach der Wahl am 12.09.2021 die Arbeiterpartei als diejenige Partei, die bereits im aktuellen Storting die meisten Sitze aufweist, den Posten des Ministerpräsidenten übernehmen wird.
Die Bilder zeigen den Straßenwahlkampf in der Fußgängerzone von Fredrikstad in Norwegen. Hervorzuheben ist, dass trotz der programmatischen Differenzen alle Parteien ihre Informationsstände nebeneinander aufgebaut haben. Auch besteht im Vergleich zu Deutschland offenbar eine größere Bereitschaft, überparteiliche Kooperationen einzugehen.
Noch ein Wort zu den Grünen bzw. der Umweltpartei. Ökologische Positionen werden nicht allein von der „Grünen Partei“ vertreten sondern auch von der Zentrumspartei („Senterpartiet“), die im Jahr 1920 als Bauernpartei gegründet wurde. Das Ansehen dieser Partei hatte gelitten in der Zeit der Besetzung des Landes durch Nazi-Deutschland (1940-1945) durch den Übertritt zweier ihrer Politiker, Jens Hundseid und Vidkun Quisling, in die faschistische Nationale Vereinigung („Nasjonal Samling“), der einzigen im damaligen Norwegen zugelassenen Partei, die mit der deutschen Besatzungsmacht kollaborierte. Quisling wurde wegen Hochverrates im September 1945 zum Tod durch Erschießen verurteilt. Bis heute gilt der Name „Quisling“ in mehreren Sprachen als Synonym für einen Kollaborateur, so nicht nur im norwegischen sondern auch im englischen.
Die liberale Venstre Partei ist ebenso wie die FDP Mitglied in der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE).
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