Heute fand auf dem UNESCO-Platz in Weimar eine Wahlveranstaltung der Linken mit prominenten Rednern statt. Sahra Wagenknecht und ihr Mann Oskar Lafontaine waren zusammen mit Susanne Hennig-Wellsow gekommen. Den Spruch des Tages hat zweifellos der Charmeur Lafontaine geprägt:

„Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.“

Das ist ein toller Satz. Er stammt ursprünglich von dem französischen Reformsozialisten Jean Jaurès (1859-1914), wie Lafontaine ein begnadeter Redner, der sich als langjähriger Abgeordneter der Nationalversammlung, Mitgründer der Französischen Sozialistischen Partei („Parti socialiste français“) und der Zeitschrift l´Humanité zweifellos Verdienste um sein Vaterland und die sozialistische Idee erworben hat. Tragischerweise wurde er unmittelbar vor Beginn des Ersten Weltkriegs von einem französischen Nationalisten ermordet. Auch Lafontaine sah sich in seinem Leben schon einem lebensgefährlichen Attentat ausgesetzt.

Der Satz ist immer noch verfänglich, besonders in Deutschland des Jahres 2021, das im Westen der Republik gerade eine Regen- und Überschwemmungskatastrophe historischen Ausmaßes erlebt hat. Geschickt verbindet er mit einer Alliteration die Begriffe Kapitalismus und Krieg und dies zudem noch mit der aktuellen Apokalypse der regnerischen Naturkatastrophe.

Doch ist dieser Satz gleichwohl nicht richtig. Er betreibt Denunziation durch Assoziation. Und er blendet aus, dass der Kommunismus (als Gegenspieler des Kapitalismus) selbst so manche ideologischen Aggressionen und Kriege geführt hat wie etwa am 17. Juni 1953 in Ostberlin, den Prager Frühling 1968, den sowjetischen Krieg in Afghanistan (1979-1988) oder als letztes und immer noch aktuelles Ereignis die Okkupation der Ostukraine und der Krim. Zudem schmückt sich Oskar mit fremden Federn.

In Bezug auf seine Person und seinen Nachnamen sei an dieser Stelle eine andere Metapher bemüht:

„Wer zum Brunnen geht, sollte aufpassen, dass er nicht (darauf) reinfällt.“