Und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

In diesen Tagen haben sich der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und seine Verlobte Franca Lehfeldt auf der Nordsee-Insel Sylt das Jawort gegeben und den Bund fürs Lebens geschlossen.

Dazu sei Ihnen  aus Thüringen, dem Herzen Deutschlands, sehr herzlich gratuliert. Über das Ereignis wurde bundesweit in Zeitschriften und den Medien berichtet, bisweilen mit einem kritischen Unterton: „Man könne/dürfe in solch schwierigen (Kriegs-) Zeiten nicht eine aufwendige Hochzeit feiern“. Diese Kritik ist aus hiesiger Sicht nicht nachvollziehbar, sie ist sogar grundfalsch. Im Gegenteil kann man konstatieren, die beiden haben bisher alles richtig gemacht.

Nicht zu heiraten ist ja keine Alternative, es wäre geradezu eine Kapitulation gegenüber Vladimir Putin und anderen äußeren Zwänge. Und wenn man sich zur Heirat entschließt, wo hätten die beiden sich den sonst das Jawort geben sollen? Etwa auf Mallorca mit einer anschließenden Feier in einer Nobel-Finca (etwa der von Boris Becker). Dann wäre der Aufschrei wohl noch viel grösser gewesen. Gegen die Feier auf der schönen Nordsee-Insel Sylt ist dagegen nichts einzuwenden. Der dortige, heimische Tourismus kann sich freuen. Und darüber hinaus kann die gesamte deutsche Bevölkerung Dank des 9-Euro-Tickets preisgünstig ebenfalls nach Sylt gelangen und dort je nach den eigenen Möglichkeiten mitfeiern. Mehr Demokratie und Teilhabe geht doch kaum.

Und darüber hinaus können Christian Lindner und seine Frau auf Sylt und dem Weg dorthin besichtigen, wie die Energiewende in Deutschland langsam aber sicher von statten geht. Denn nirgendwo sonst in Deutschland gibt es eine solche Dichte an Windrädern und Solarparks wie in Schleswig-Holstein, so wie etwa in den „Reußen-Kögen“. Dabei handelt es sich um eine Gemeinde im Landkreis Nordfriesland, die bei der Stadt Bredstedt gelegen ist.

Der Thüringer denkt bei dem Namen „Reußen“ eher an die Stadt Greiz und Gera, wo das Herrscher-Geschlecht des Hauses Reuß an der Weißen Elster seinen Stammsitz hatte. Doch es gibt tatsächlich eine Beziehung von dem Haus Reuß und in das nordfriesische Marschenland. Und diese Verbindung geht zurück auf Heinrich XLIII (1752-1814), der seit 1806 Fürst Reuß zu Köstritz war.  Geboren in Kopenhagen wurde er Erbe des dänischen Bankiers und Staatrates Jean Henri Desmercières (1687-1778), der sich als Landreformer und Deichbauer im damals dänischen Nordfriesland ein bleibendes Verdienst und berechtigten Nachruhm erarbeitet hatte. Denn er hatte die einfache aber geniale Idee, das Marschenland portionsweise einzudeichen und nicht wie zuvor, große Landmassen dem Meer durch Eindeichung abzuringen. Denn diese langen Deiche und großen Eindeichungen gingen bei Hochfluten immer wieder verloren.

Desmercières soll Theodor Storm (1817-1888) als Vorblid für seine Romanfigur des Deichgrafen Hauke Haien in seiner Novelle „Der Schimmelreiter“ gedient haben. Es handelt sich um ein Spätwerk von Theodor Strom, der  als Kreisrichter von 1856-1864 in der thüringischen Stadt (Bad) Heiligenstadt gewirkt hatte, bevor er nach der Niederlage Dänemarks im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 als Landvogt und Amtsrichter in seine Heimatstadt Husum zurückkehren konnte. Sein Buch „Der Schimmelreiter“ erschein wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 1888.

Franca Lehfeldt, die 1989 in Hamburg geboren wurde, mag sich mit diesen Figuren und Geschichten „von der Waterkant“ ein wenig auskennen. Sie mag auch mit dem Seglergruss „Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ vertraut sein. Man kann ihn sinnbildlich auf die Aufgabe von Christian Lindner als Bundesfinanzminister anwenden, dem zu wünschen ist, dass er die Staatsfinanzen so im Griff behält, dass das Wirtschafts-Schlachtschiff Deutschland nicht finanzpolitisch auf Grund läuft. Ihm, der 1979 in Wuppertal, d.h. dem südlichen Ruhrgebiet, geboren wurde, wird hingegen der Bergmanns-Gruss „Glückauf“ vertraut sein. Dieser Gruss ist Ende des 16. Jahrhunderts in sächsischen Erzgebirge aufgekommen und war mit dem Wunsch verbunden, wieder gesund aus dem Bergwerk aufzusteigen.

Aufstieg und Gesundheit sei den Jungvermählten an dieser Stelle gewünscht und vor allem ein erfülltes und glückliches Familienleben. Sie stehen exemplarisch für eine (schon nicht mehr ganz so) junge Generation in Deutschland, der eine große Verantwortung für die Zukunft unseres Landes zukommt. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf einen früheren Blog auf diesen Seiten („Liebes-(P)Akt für Deutschland„).

Kinder sind ein großes Geschenk  sowohl für eine (Liebes-) Beziehung als auch die Gesellschaft. Wer weiß, vielleicht geht aus dieser Verbindung ja noch ein ganzes (Leh-) Feld(t) kleiner Lindners und Lehfeldt-erinnen hervor. (Aus dieser Diktion mag der  Leser ablesen, wem der beiden bei diesem Unterfangen voraussichtlich die Hauptlast zufallen würde). Über Nachwuchs würden sich sicher nicht nur die Sylter und die vielen Familien freuen, die an Nord- und Ostseeküste ihre Sommerferien verbringen, sondern auch das politische und unpolitische Deutschland jenseits von Waterkant und Thüringer Wald sowie vor allem die stolzen Eltern.

Für die gemeinsame Zukunft alles Gute!

 

Bildquellen:

  • Christian Lindner und Franca Lehfeldt: Bild vom 22.11.2019 bei 24. RTL-Spendenmarathon in Köln, Quelle: Imago-Images.
  • Karte von Nordfriesland mit Sylt und Reußenkögen, siehe dieser Link, Lizenzbedingungen siehe dieser Link
  • die übrigen Abbildungen stammen aus Privatbesitz.