Die Auseinandersetzung um die Corona-Impfung treibt weiter so manche Blüte. Besonders „originell“ findet vermutlich so mancher Impfgegner die Verwendung des Judensterns im Zusammenhang mit seinem Impfstatus. Zumindest werden diese Kennzeichen mittlerweile von dem einen oder anderen Impfkritiker in der Öffentlichkeit getragen, man kann sie im Internet ordern, es gibt offenbar in diesem Bereich Gewerbetreibende. Diesen Impfgegnern muss man zugute halten, dass sie sich öffentlich zu ihrem Impfstatus bekennen. Und auch bei den Gewerbetreibenden gilt: Sie haben die Gesetzes des Marktes verinnerlicht und bezahlen hoffentlich für ihr Gewerbe Steuern. Insofern soll an dieser Stelle erst einmal gelten: Auch diesen Menschen gebühren die Freiheiten, Annehmlichkeiten (und Pflichten) unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates. Oder anders ausgedrückt „Jedem Menschen sein Himmelreich“ oder „Jedem Tierchen, sein Plaisirchen“.

Doch kann und sollte man bei diesen Emblem natürlich die Frage nach dem guten Geschmack und dem Geschichtsverständnis stellen. Denn die Verwendung des Judenstern in Deutschland erfolgte zur Zeit des Nationalsozialismus nicht freiwillig wie derzeit bei den Impfgegnern. Vielmehr wurden die Juden dazu gezwungen. Letztlich wollen sich die Impfgegner mit diesem Zeichen zu „Opfern“ stilisieren, die von dem „Obrigkeitsstaat“ verfolgt werden. Damit vergleichen sie implizit die  aktuellen Regierung der Bundesrepublik Deutschland mit derjenigen in Nazideutschland. Das wird von der Mehrheit der Deutschen offenbar anders gesehen, sonst hätte sie nicht den Ampel-Koalitionären zu ihrer Mehrheit verholfen. Gleichwohl verstehen sich die Impfgegner offenbar als die „wahren Deutschen“, die unser Vaterland verteidigen wollen und müssen.

Sie vergleichen sich selbst mit den verfolgten Juden. Die werden das nicht so toll finden. Doch kann man daraus zumindest ableiten, dass die Juden den Impfgegner nicht völlig gleichgültig sind. Man kann insofern hoffen, dass sie prinzipiell bereit sind, sich näher mit ihnen und ihrer Religion zu befassen. Ihnen sei an dieser Stelle gesagt, dass das nach oben weisende Dreieck im Davidstern besagt: „Der Mensch wird zu Gott zurückkehren“. Und die zwölf Ecken des Sterns symbolisieren die zwölf Stämme Israels.

Auch ist das Anliegen der Impfgegner, das „wahre Deutschland“ zu verteidigen, ein durchaus ehrenvolles. Aber man darf und muss sich fragen, ob die Mittel dazu die richtigen sind. Und man sollte natürlich ebenso kritisch hinterfragen, für welche „Staatsziele“ diese Impfgegner stehen.

Aktuell wird darüber diskutiert, ob man Personen, die öffentlich den Davidstern mit der Aufschrift „Ungeimpft“ tragen, mittels des Straftatbestandes der Volksverhetzung verfolgen sollte. Ob dieser Weg der richtige ist, wird aus hiesiger Sicht bezweifelt.

Doch sollte natürlich gelten: „Über Geschmack kann (und sollte) man streiten.“

Auch sollte man wachsam sein, wenn sich aus der Verwendung solcher Symbole, die mit einer spezifischen Bevölkerungsgruppe assoziiert sind (der die Impfgegner nicht angehören), tatsächlich Straftatbestände ergeben, die die Kriterien der Volksverhetzung genügen. Das wären vorrangig solche, die (nach § 130 StGB) „die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet.“

Es sei darauf hingewiesen, dass die obige Ansicht die Meinung des Autors widerspiegelt und nicht alle Mitglieder der FDP Weimar der Meinung sind, dass man daraus eine reine „Geschmacksfrage“ machen sollte.

Für die meisten Menschen stellen die sogenannten „Hygienesparziergängen“ ein großes Ärgernis dar. Sie finden montäglich und unangemeldet auch in Weimar statt bzw. eben nicht statt. So durfte man am letzten Montag wieder ein Großaufgebot von Polizeiwagen auf dem Platz der Demokratie in der Weimarer Innenstadt bewundern. Wer dahinter steckt und welche Intention mit diesem Verhalten verbunden ist, sollte mittlerweile allen klar sein. Die AfD und ihr Thüringer Landesvorsitzende lieben es offenbar, mit unserer Demokratie „Katz und Maus“ zu spielen. Ob sich das für sie bei den nächsten Wahlen auszahlen wird, bleibt abzuwarten.