Der 8. Mai wird in vielen europäischen Ländern als Gedenktag begangen, als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Denn an diesem Tag im Jahr 1945 endeten um 23:01 Uhr die Kampfhandlungen der Deutschen Wehrmacht. Eine entsprechende Kapitulationserklärung hatte am Tag zuvor Generaloberst Alfred Jodl in Vertretung des Reichspräsidenten Dönitz im Hauptquartier der Alliierten in Reims (Frankreich) unterzeichnet. (Das konnte übrigens nicht verhindern, dass Jodl am 6. Oktober 1946 zusammen mit 9 weiteren Verurteilten mit dem Strang hingerichtet wurde, nachdem er in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen in allen vier Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde.)

Die entsprechende Gegenzeichnung der Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst zog sich bis nach Mitternacht hin, so dass in der Sowjetunion der 9. Mail als Festtag, dem Tag des Sieges, gefeiert wird. Spätestens nach der Rede am 8. Mai 1985 von Bundespräsident Richard von Weizsäcker wurde in Westdeutschland dieser Tag als Tag der Befreiung gewürdigt. In Ostdeutschland  wurde der 8. Mai von 1950-1967 sogar als gesetzlicher Feiertag begangen, so auch am 40. Jahrestag im Jahr 1985.

Doch so ganz unproblematisch ist der Umgang mit dem Gedenken und Feiern an diesem beiden Tagen nicht. Man ist geneigt zu sagen „Hauptsache Mai“, denn im April gibt es zwei Daten, die auch öffentlich begangen wurden und teilweise noch werden, gemeint ist der Geburtstag von Adolf Hitler am 20. April (1889) und sein Todestag am 30.04. (1945). Doch hier und heute gilt „Alles neu macht der Mai“.

Falls jemand diesen Tag nutzen möchte, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen, der sei hiermit auf die Aktion „Gold statt Braun // Glänzen statt Ausgrenzen“ verwiesen. Statt einer brennenden Kerze im Fenster für Corona-Tote, werden hierbei gold-glänzende Rettungsdecken an Fassaden und Schaufenster gehängt.

Vielleicht sollte man so etwas initiieren wie einen „Tanz in den 9. Mai“. Das wäre eventuell eine passende Gelegenheit, das bisweilen nicht unproblematische Verhältnis zwischen West- und Osteuropa zu verbessern. Bei Tango, Cha-Cha-Cha und Kasatschok kommt man sich unweigerlich näher.