Und Letzterer heißt im Fußball derzeit Gianni Infantino (Jg. 1970), kommt aus dem Wallis/der Schweiz (mit italienisch-kalabrischen Wurzeln), ist mit einer Libanesin verheiratet und hat derzeit die Krone beim Weltfußball-Verband, der FIFA, auf.
In dieser Funktion hat er dieser Tage entschieden, dass die deutschen Fußball-Nationalspieler, aber auch die der Fußball-Nationen England, den Niederlanden, Belgien, Schweiz, Wales, Frankreich, Dänemark (und der nicht für die WM qualifizierten Länder Schweden und Norwegen) nicht mit der selbst entworfenen Armbinde „One Love“ auf den Fußballplatz im Emirat Katar auflaufen dürfen, wo derzeit die Fußball-Weltmeisterschaft ausgespielt wird.
Und nun regt sich natürlich (Fußfall-) Deutschland und die Welt auf, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (Jg. 1970) fliegt womöglich nicht zum Eröffnungsspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Japan am morgigen Mittwoch nach Katar und überhaupt ist die Austragung der WM in diesem Land ja ein Unding.
Nun, da ist zwar etwas dran. Es stellt sich aber die Frage, ob das wirklich alles so wichtig ist. Faszinierend ist dieses Spiel um den Ball, aber ebenso das Spiel um Geld, Macht und Einfluss natürlich schon. Man kann wohl davon ausgehen, dass bei der Vergabe der Weltmeisterschaft nach Katar im Jahr 2010 Geld an FIFA-Funktionäre und so manch anderen Entscheidungsträger geflossen ist. Es war eine Doppelvergabe der Weltmeisterschaften: Die WM im Jahr 2018 ging an Russland, die im Jahr 2022 an Katar.
Doch hatte sich die FIFA dabei einen unangenehmen Gegner eingehandelt. Denn bei der Vergabe an Katar zogen die USA den Kürzeren, was so manche Nachfrage und Nachforschung von US-Justiz- und Ermittlungsbehörden nach sich zog, die die Welt der FIFA ins Wanken brachte und schlussendlich dem Vorgänger von Gianni Infantino, dem Waliser und Schweizer Sepp Blatter (Jg. 1936) seinen Posten als FIFA-Chef kostete. Mit einigem Geschick und Versprechen zur Reform der FIFA übernahm Infantino im Jahr 2016 dessen Posten, um nach seiner Wahl so manche Reform wieder einzukassieren. Im Prinzip scheint man bei der FIFA im alten Trott weiter zu machen. Es wurde nur ein (schweizerischer) Walliser gegen einen anderen ausgetauscht. Das hat doch etwas Beruhigendes. Die ganze Welt ändert sich, die LGBT-Community kocht, alle Welt steht quer/queer, nur im Fußball und bei der FIFA bleibt alles beim Alten.
Und wie steht es in Deutschland? Der Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer (Jg. 1945), der vermutlich ebenfalls finanziell hatte nachhelfen lassen, damit die Fußball-WM 2006 nach Deutschland kam, ist immer noch das ungekrönte Haupt Deutschlands, lebt aber die meiste Zeit in Kitzbühl (Österreich). Und auch sein Fußball-Partner Uli Hoeneß (Jg. 1952) hat seine nicht gerade niedrige Steuerschuld ohne größere öffentliche Blessuren überstanden und wurde nach seiner Haftstrafe wieder zum Fußball-König Bayerns, d.h. zum Präsidenten des 1. FC Bayern Münchens gekürt.
„Ja mei, es passt schon“, mag der eine oder andere denken.
Ob aber auch die meisten zu der Erkenntnis kommen „Ja mei is des schee“, muss bezweifelt werden. Insofern wird wohl erst im Laufe der Fußball-Weltmeisterschaft und danach klar werden, ob sich der Internationale Fußball mit seinem Gebaren einen Dienst erweist, oder die Menschen dieser Schieber- und Schmiererei nicht langsam überdrüssig werden. Der eine oder andere geht schon jetzt lieber zu einem ehrlichen „Regional-Kick“, als dass er sich die hochgejazzten „Stars“ des nationalen und internationalen Fußballs auf allen Kanälen weiter ansehen möchte. Die „Globalisierungs-Müdigkeit“ macht auch vor dem einen oder anderen Fußball-Fan nicht halt. Man wird sehen, wie die Sache langfristig ausgeht.
Doch erst einmal sollte man den Katarerinnen und Katarern, wie auch den Fans in aller Welt die Freude an dem großen Spiel belassen. Zudem bleibt der Fußball mit all seinen Phänomen eine Projektionsfläche für viele Probleme dieser Welt. So nutzte die iranische Nationalmannschaft im ersten Spiel gegen England die Gelegenheit, durch ihr Schweigen/Nicht-Mitsingen beim Abspielen der Nationalhymne ihren Protest gegen die blutige Niederschlagung der Proteste in ihrem Land zum Ausdruck zu bringen. Da muss man natürlich hinschauen, sonst würde man ja etwas verpassen und nicht mehr auf dem Laufenden sein.
Auf dem Platz gilt weiterhin „One Ball“ und „Das Runde muss ins Eckige“. Der deutschen Nationalmannschaft und ihrem Bundestrainer Hansi Flick (Jg. 1965) sei an dieser Stelle für die WM in Katar viel Erfolg gewünscht.
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